Montag, 4. Juni 2012

Montag, 4. Juni 2012 - Jericho: der Schuhmacher und die Mauern

Nach opulentem aber gesund mediteranem Frühstück am Toten Meer ging es gemütlich um 10 Uhr zur Allenby Bridge (von jordanischer Seite King Hussein Bridge) in die Gebiete der Palästinensischen Autonomie und nach Jericho. Grenzübergänge sorgen immer -besonders aber in dieser Gegend- etwas für Unruhe. Hier ein Eindruck vom Wartesaal, der offensichtlich der Beruhigung der Nerven (auch der fundamentalistischen Nichtraucher?) und der Friedensarbeit gewidmet ist. Auch einige Gruppenmitglieder bei uns sind in dieser Richtung aktiv.


(Vielleicht auch deshalb???) lief bei unserem Grenzübertritt alles glatt und schnell. Wir fragten uns, ob außer den Rauchern hier auch Monika ihre Hände im Spiel hatte. Sie verneinte, als sie uns eineinhalb Stunden später an der Raststätte Jericho in Empfang nahm. Wir atmeten auf: endlich wieder in Abrahams und bildlich auf Monikas und Tatis Schoß.

Nun ging es zuerst zur Taufstelle Jesu. Hier gibt es, wie üblich im nahen Osten selbstverständlich konkurrierende Orte, nämlich im Norden am Austritt des Jordan aus dem See Genezareth. Uns gefiel dieser hier -das gegenüberliegende Flussufer ist Jordanien- ausgesprochen gut.

Weiter in das moderne arabische Jericho, wo ein Schuhmacher (arabisch Kundardschi) desolates Schuhwerk flickte. Auf unserer Reise ist für alles gesorgt. Preis: 3 Scheckel (ca. 66 Eurocent). Preisfrage: Um wessen Schuhwerk könnte es sich handeln? Die Zuhausegebliebenen werden es wissen. Nächstes Mal bringen wir mehr Schuhe zur Reparatur mit. Mit diesen Sandalen lassen sich nun wieder antike Schutthügel wie Hishams Palace und die älteste Stadt der Welt -Titel natürlich ebenfalls umstritten mit Hattusa und Damaskus- Jericho erobern.

Dabei lernen wir, dass Hisham, der Kalif, der den Palast erbauen ließ,  zur Omayaden-Dynastie in der moslemischen Zeit gehörte, die sowohl Damaskus als auch Cordoba erbauten, und seine Empfangshalle (Diwan) mit schönen Mosaiken ausstattete, darauf abgebildet Gazellen unter einem Granatapfelbaum mit asymetrischen Seiten (rechts schlägt ein Löwe eine Gazelle). Wie ist das zu interpretieren?

Im Film kommen Vorschläge wie Gut und Böse, Leben und Tod, Krieg uns Frieden. Monika hat einen Vorschlag, der ihr besser gefällt: der Löwe stellt den Sultan in seiner Familien (Harem) dar. Nur so könne der zufriedene Ausdruck aller Gazellen erklärt werden. Protest aus der Gruppe.


Auf dem Tel (Schutthügel) des nachsteinzeitlichen Jericho erfahren wir, dass die Stadt seit ca. 12.000 Jahren besteht und 1500 vor Christi völlig zerstört wurde. Das war allerdings 300 Jahre bevor die Israeliten mit ihrem Anführer Josua (Joshua fit the battle of Jericho, Jericho, Jericho...) ankamen. Sie waren 300 Jahre zu spät und die Stadt unbewohnt. Die Geschichte der Katastrophe wurde allerdings vorteilhaft (wirklich?) in die eigene Entstehungsgeschichte eingebaut, wird uns gesagt. Auch hier spüren wir, dass man im Nahen Osten mit der Geschichte der anderen durchaus kritisch umgeht. Gelegenheit für einen weiteren Faktencheck. Genauso, übrigens, wie bei dem Projekt Meerwasserzuleitung ins Tote Meer aus dem Roten Meer wegen Wasserknappheit und zur Stromgewinnung.



Der weitere Verlauf des Tages führt uns nach Tel Aviv. Die Stadt empfängt und mit viel Verkehr und einem herrlichen Sonnenuntergang im Meer. Wir freuen uns auf einen gemütlichen Abend und interessante Gespräche.

1 Kommentar:

  1. Hallo Bernd,
    Eure Reise ist ja nur von Highlights - Landschaft, Leute und Essen ;-) - gespickt!
    Sitze hier am Schreibtisch und schwelge in Erinnerungen an Tel Aviv!
    Wünsche Euch einen schönen Abschluss Eurer Reise und freu mich auf einen f2f-Bericht in der Schule...
    Liebe Grüße
    Friederike

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